Burger Kirche

Aus Ev. Kirchengemeinde Grambke
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"Evangelische Kirchengemeinde Burg"

Diesen Namen hat es nie gegeben, aber so könnte die Grambker Gemeinde heute heißen, wenn es nicht in der Geschichte unseres Heimatortes vor etwas über 300 Jahren Ereignisse gegeben hätte, die eine völlig neue Entwicklung brachten. Die erste Kirche auf dem heutigen Gebiet der Grambker Gemeinde stand nämlich in Burg. Burg war zwar unter den zum Kirchspiel gehörenden Ortschaften der Ausdehnung nach stets die kleinste, wegen ihrer Lage jedoch zugleich die bedeutendste. Der alte Heerweg von Bremen in nördlicher Richtung folgte der Dünenkette über Gröpelingen, Oslebshausen und Grambke und traf bei Burg auf die Lesum. Hier befand sich seit alter Zeit ein Übergang über den Fluß, zunächst eine Fährverbindung, später , seit 1387, eine Brücke. Biese Brücke war der einzige Übergang über die Wümme bzw. Lesum zwischen Borgfeld und der Einmündung in die Weser. Der schon 1277 in einer Urkunde enthaltene Name "Borch" läßt darauf schließen, daß der wichtige Flußübergang schon früh befestigt wurde. Nach der Errichtung der Brücke baute die Stadt Bremen die Befestigungsanlage aus. Noch heute ist an der Bebauung und Straßenführung in der Burg zu erkennen, wie der Ort einmal befestigt gewesen ist.

Die Burger Kirche

In dem kleinen, an so wichtiger Stelle gelegenen Burg hat es schon früh eine Kirche gegeben, sicher schon lange, ehe sie 1281 urkundlich erwähnt wird. Sie war dem heiligen Nikolaus geweiht; das Patronatsrecht übten lange die "Herren von der Hude" (Ritterhude) aus. Die Kirche stand etwa dort, wo sich heute die Gastätte "Deutsches Haus" befindet. Wie sie ausgesehen hat, läßt sich nur vermuten. Pastor Hoops denkt sie sich nach den alten Aufzeichnungen als eine "Festungskirche, die trozig dastand, mit breitem Turm und drei dicken Strebenpfeilern an jeder Seite". Entgegen altem kirchlichem Brauch war der Turm nach Osten, der Chorraum nach Westen gelegen. Im Turm befanden sich "twe Klocken, ene grothe und ene Kleyne", außerdem hatte die Kirche eine Turmuhr. Sehr genau wissen wir, wie der schon 1551 in einem Verzeichnis des Kirchenvermögens genannte Abendmahlskelch sowie die Kanzel und der Taufstein aussahen, die 1632 der Kirche geschenkt wurden. Sie sind heute noch in der Grambker Kirche in Gebrauch. Das Pfarrhaus lag etwas abseits der Straße und war von drei Seiten von der Burgschanze umgeben. Zum Kirchspiel der Burger Kirche gehörten außer Burg selbst Grambke und Grambkermoor, warscheinlich auch Dunge, während Lesumbrok damals wohl kirchlich mit Lesum verbunden war.

Von katholischen Priestern bis zu einem streitbaren Pastoren

Aus der katholischen Zeit der Burger Gemeinde haben wir wenig Überlieferungen. Wir wissen nur die Namen einiger Priester. Das Einführungsrecht für die Pfarrer hatte der Domprobst in Bremen. 1525 wurde in Bremen die Reformation eingeführt. Im Bremer Landgebiet konnte der Rat der Stadt die kirchliche Neuordnung nur behutsam durchführen. Er hatte langwierige Auseinandersetzungen mit dem Erzbischof von Bremen durchzustehen, der mit allen Mitteln die Reformation zu verhindern suchte. Aber von 1577 an wirke in Burg in Simon Cramer der erste evangelische Pfarrer. Übrigens setzte sich im Landgebiet wie in Bremen selbst nach lutherischen Anfängen (Heinrich von Zütphen) schließlich die reformierte (calvinistische) Lehre durch. Unter den wenigen Nachfolgern von Simon Cramer ragt besonders der letzte Pfarrer der Burger Kirche, Henricus Wetter hervor, der von 1635 bis 1654 sei Amt dort innehatte. "Er scheint ein geistig hervorragender, aber ehrgeiziger und streitbarer Mann gewesen zu sein", schreibt Pastor Hoops. Wir lesen von Stritigkeiten, die er mit seiner Gemeinde auszufechten hatte und bis zu latstarken und handgreiflichen Auseinandersetzungen während des Gottesdienstes führten. Immerhin fand Pastor Wetter nebenher noch Zeit zu medizinischen Studien; er legte später seine medizinische Doktorprüfung ab.

Das Ende der Burger Kirche

Ein an so wichtiger Stelle gelegener Ort in der Nähe der großen Hansestadt Bremen hatte verständlicherweise oft unter Kriegsnöten zu leiden. So hausten kaiserliche Truppen furchtbar während des Schmalkaldischen Krieges (1546 / 47) in Burg und Grambke. Ebenso erging es den Orten des Werderlandes während des Dreißigjährigen Krieges. Etwa die Hälfte der Einwohner von Burg und Grambke wurden 1627 um Haus und Hof gebracht, auch die Kirche und das Pfarrhaus in Burg wurden schwer beschädigt. noch schlimmer aber kam es für die Burg, als man nach dem Westfälischen Frieden von 1648 endlich wieder auf Ruhe und Ordnung im Lande hoffen durfte. Während Bremen und das Landgebiet selbstständig geblieben waren, war das ehemalige Erzstift Bremen in den Besitz der Schweden gelangt. Diese versuchten, auch Bremen in ihre Gewalt zu bekommen. Bei den nun folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen entbrannte 1654 ein langer und heftiger Kampf um die Burg, der schließlich die Schweden als Sieger sah. Der schon bei den Kämpfen beschädigte Ort wurde samt Kirche und Friedhof völlig zerstört, die Einwohner, soweit sie nicht vorher geflohen waren, siedelten sich in Grambkermoor an. Pastor Wetter wurde nun "Feld- und Garnisonprediger" in Bremen.

Burg bis zur kirchlichen Wiedervereinigung mit Grambke

65 Jahre lang blieb die zerstörte Burg in schwedischem Besitz. Es lag dort eine kleine schwedische Besatzung, für die 1661 vom (damals ebenfalls schwedischen) Dom aus ein lutherischer Prediger bestellt wurde. 1719 ging die Burg wie das ganze "Herzogtum" Bremen an den Kurfürsten von Hannover und König von England über. Nun lag eine hannoversche Besatzung in der Schanze, die während des Siebenjährigen Krieges nach den Plänen des Moorkolonisators Findorf ausgebaut wurde. Zeitweise hielten auch die Franzosen die Burg besetzt, die nach dem Kriege wieder verfiel. Erst 1784 kam es zur Neuaufteilung und Neubesiedlung der Burg durch die hannoversche Regierung. Die 17 Familien, die nun hier angesiedelt wurden, gehörten kirchlich zu dem ebenfalls hannoverschen Lesum. 1803 aber kam Burg wieder zu Bremen. Dadurch wurde der Weg frei zur kirchlichen Wiedervereinigung mit Grambke. Sie erfolgte aber erst 1822 / 23 unter Mitwirkung von Bürgermeister Smidt, der auch bei der kirchlichen Feier am 2. November 1823 eine Rede hielt.