Mittelsbüren - Historisches

Aus Ev. Kirchengemeinde Grambke
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Evangelische Kirchengemeinde Mittelsbüren

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Die Bürener und ihre "Moorlose Kirche"

Vor dem 12. Jahrhundert stand anstelle der Kirche hier eine Kapelle als Filialkirche der Kirche zu Altenesch in Süderbrook. Historiker führen dafür Brandkohlenfunde an, die beim Abbruch der zweiten Kirche gemacht wurden. ............

Die im 13. Jahrhundert erbaute zweite Kirche blieb nicht von den Heimsuchungen jener Zeit verschont. Die Chroniken, die 1466 erstmals die Zweite Kirche erwähnten, berichten von verheerenden Sturmfluten, Deichbrüchen und Kriegsgreueln. Am 17. Januar 1511 tobte eine vernichtende Sturmflut über das Land, die Küsten und Flußläufe zum Teil veränderte. Die Kirche wurde überschwemmt.

1627 hausten die Kriegsvölker fürchterlich. Kaiserliche Truppen verwüsteten bremisches Gebiet und verübten grausame Gewalttaten. So wurde die Kirche wiederum zerstört. Bis 1640 stand die Kirche verwüstet da. Als die Kriegsheere abzogen, atmeten die Bürener Bauern auf und begannen auf Frieden zu hoffen. Sie besserten die Kirche mit eigenen Mitteln aus und hängten die erste Glocke in den Turm. Aber schon 1641 wurde diese Glocke von plündernden Horden geraubt. Die Bauern gaben nicht auf. Bereits 1642 rief die 2. neue Glocke vom Turm die Bürener zum gemeinsamen Gebet und Einsatz bei Not und Gefahr.

  • Inschrift der Glocke: "An Godtes Segen ist alles gelegen. H. Hermann Teibe pastor. Hinrich Brede, Hilmann Busek, Dierick Winkels (die drei Kirchgeschworenen). Anno 1643 wie H. Niclas Regenstorff und H. Niclas von Rheden beide Burgemeister zu Bremen dieser Kirchen zu Buren Visitatores gewesen ist diese Klock neuw gegosen Godt zu ehren durch M. Paul Kolfe."

1690 jedoch stürzte der Turm bei einem Deichbruch in der Nähe der Kirche ein. In schrecklicher Regelmäßigkeit wurden in den nachfolgenden Jahrhunderten durchweg drei derartige Sturmfluten verzeichnet, die auch dieser Kirche immer wieder Schaden zufügten. Notdürftige Reparaturen waren seitens der Bürener Bauern vorgenommen worden. In diesem baulichen Zustand hat die 2. Kirche fünf Jahrhunderte überdauert bis 1846 ihr Zustand nicht mehr reparabel war.

"Alle Balken waren vermodert, der Turm drohte herabzustürzen, Regen und Schnee drangen durch das durchlöcherte Dach. Bei Sturmfluten stand der Innenraum der Kirche bis 7 Fuß hoch unter Wasser", so die damalige Chronik.

1846 wurde daraufhin die 2. Kirche wegen ihres schlechten Zustandes abgerissen. Der Tatkraft des derzeit amtierenden Pastor Dreiers gelang es damals durch Sammlungen und Spenden ganze 4567 Reichstaler aufzubringen.

1846 / 47 wurde die dritte, heutige Kirche nach Plänen des Architekten Eggers und in der Bauausführung von Maurermeister Pundt aus Gröpelingen errichtet. Die Baukosten betrugen 3795 Reichstaler.

Der Aufbau erfolgte auf den Grundmauern der zweiten Kirche, die erheblich tiefer lag als die heutige. Desgleichen der Friedhof.

Am 6. Juni 1847 fand die feierliche Einweihung statt, zu der zahlreiche Ehrengäste aus der Stadt mit einem Sonderdampfer gekommen waren. An ihrer Spitze Bürgermeister Smidt. Dieser eröffnete die Feier mit einer Rede auf dem Friedhof über die geschichtliche Entwicklung von Dorf und Kirche, während Pastor Kohlmann, der 10 Jahre in Grambke und Büren Dienst tat, die Festpredigt in der Kirche hielt.

Am 28.11.1847 konnte auch die erste Orgel der "Moorlosen Kirche" eingeweiht werden, die noch heute ihren Dienst tut. 1850 wurde der Friedhof aufgehöht und 1930 um 300qm erweitert. 1933 wurde der Turm neu eingedeckt und 1935 bekam die Kirche elektrische Beleuchtung. Der Bau des Ehrenmals und der Leichenhalle war in den Jahren 1956 / 57. Innenrenovierung der Kirche, 1958 Neugestaltung des Friedhofes.

Die Glocke aus dem Jahre 1642 ruft noch heute die "Restbürener" sowie im Umland wohnende zur Personalgemeinde vereinte Bürener zusammen.


Grambker Gemeindebericht 1966 - 1991

von Pastor Günther Schulz

Pastor Günther Schulz schreibt in seinem Bericht, anlässlich seiner Pensionierung, über Mittelsbüren folgendes:

Mittelsbüren

Seit der Mittelsbürener Pastor nach der Zerstörung von Burg auch Pastor von Grambke wurde, also seit über 300 Jahren, besteht eine besondere Beziehung zwischen den beiden Nachbargemeinden, die allerdings ihre Selbständigkeit stets betont haben. Das verstärkte sich eher noch, als das alte Dorf Mittelsbüren vor 50 Jahren der Industrieansiedlung zum Opfer fiel. Da die Kirche und der Friedhof erhalten blieben, war für die in Bremen und außerhalb der Stadt wohnenden Bürener die Gemeinde ein wichtiger Zusammenhalt.


Daß Grambke eher Schwester- als Nachbargemeinde war, ergab sich aus der langen gemeinsamen Geschichte und durch die Verbindung über die gemeinsamen Pastoren. Die Grambker haben auch die kleine Schwestergemeinde in ihrer -auch vermögensrechtlichen!- Selbständigkeit nicht zu beeinträchtigen versucht. Für die Besetzung der zweiten Pfarrstelle in Grambke, mit der die Zuständigkeit für Mittelsbüren verbunden war, wurde vertraglich ein faires Wahlverfahren vereinbart. Darüber hinaus war vor allem früher die Verbindung durch verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Zusammenhang zwischen den alteingesessenen Familien gegeben. So war bei besonderen Gelegenheiten in Grambke der Besuch einer Vertretung aus Mittelsbüren (und umgekehrt) -mit sehr herzlichen Grußworten- selbstverständlich. Auch fuhren Grambker gern zu den leider immer seltener stattfindenen Gottesdiensten in der Moorlosen-Kirche. Unser Posaunenchor blies seit seiner Wiedergründung regelmäßig am Volkstrauertag zur Feier am Denkmal vor der Kirche und saß anschließend gern "bei Imhoff" zusammen - eine Gelegenheit zu Kontakten mit den Mittelsbürenern.

Für Mittelsbüren waren Pastor Krüger, Pastorin von Boenigk und dann Pastorin Kriete-Wollenweber zuständig. Ich bin freilich regelmäßig auch zu Gottesdiensten und zu Vertretungen bei Beerdigungen dort gewesen; so sind mir auch die Bürener und ihre schöne Kirche an der Weser ans Herz gewachsen. Es war schon ein erhebendes Bild, wenn man nach dem Gottesdienst zur schon geöffneten Kirchentür ging: Über das Wasser und über die Wiesen auf der oldenburgischen Seite spannte sich ein weiter Himmel, und vielleicht führ auch gerade ein großes Überseeschiff vorbei.......

Wie wird es weitergehen mit der kleinen Schwestergemeinde? Werden die nachfolgenden Generationen die Tradition dieser alten Gemeinde im Bremer Landgebiet pflegen und die Moorlosen-Kirche als einen geistigen Bezugspunkt in ihrem Leben behalten? Nach allem, was ich über die Gemeinde und ihre Geschichte gelesen und mit Menschen dort erlebt habe, wünsche ich es sehr!